Das Briefeschreiben ist, wie auch das Gedichteschreiben, etwas aus der Mode gekommen. Das liegt zu großen Teilen daran, dass dem Schreiben durch das digitale Neusprech und die damit einhergehenden Verstümmelungen unserer an sich so reichen und ausdrucksstarken Sprache inzwischen die Poesie abhandengekommen und vom kurzarmigen Zeitgeist verdrängt und abgelöst worden ist. Sprache ist jedoch bedeutend mehr als das Aneinanderreihen von Buchstaben, und zu Schreiben ist für mich eher ein ‚Wortbilderschöpfen‘ als ein Sich-Mitteilen oder bloßes Erzählen. Nicht ohne Grund ist die deutsche Sprache die Sprache der Dichter und Denker. Ich bin fest davon überzeugt, dass das über Jahrhunderte gewachsene, schöpferische Potential unserer großartigen und einzigartigen Sprache in ganz besonderer Weise dazu geeignet ist, das Was-gesagt-werden-will klar und bilderreich zum Ausdruck zu bringen. Ohne unsere so wortmächtige Sprache hätten wir niemals zu jener geistigen Größe heranreifen können, die unsere ganze literarische Kultur so außergewöhnlich geprägt hat!